Wissenschaft auf 78°N

Von Mitte Februar bis Ende März 2012 geht es für mich, Kay Helfricht, nach Spitzbergen. Am UNIS Universitätszentrum in Longyearbyen werde ich an einem Glaziologie-Kurs teilnehmen. Bei diesem Kurs werden Inhalte zum Stand der Wissenschaft hinsichtlich glaziologisch relevanter Prozesse und deren Umsetzung in der Modellierung vermittelt. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den Reaktionen von arktischen Gletschern als Folge von Klimaänderungen. Neben Seminaren und Vorlesungen sowie Exkursionen im Rahmen des Kurses wird auch Zeit bleiben, die einzigartige Kulisse der arktischen Natur zu erkunden und zu erleben. Die geografische Lage, die klimatischen Bedingungen und der Zeitpunkt zum Wechsel von Polarnacht zu Polartag werden diesen Trip für mich zu einem sehr intensiven und einzigartigen Erlebnis werden lassen.

From the mid of February to the end of March I, Kay Helfricht, will attend at a Arctic Glaciology course at the UNIS University Centre in Svalbard. The course is a systematic survey of modern research into glacial processes, and the response of glaciers and ice sheets to climate change. The climatic conditions and the arctic nature will provide an impressive framework to lectures, field trips and ski tours to the surrounding mountains of Longyearbyen.

Dienstag, 20. März 2012

Theorie und Realität

Die vergangenen Tage standen ganz im Zeichen des Examens. Neben dem Pauken der Theorie musste ich aber auch einen Blick auf die Realität werfen. So startete ich am Sonntag mit norwegischen Studenten zur Eishöhle am Larsbreen. Nach einem kurzen Zwischenstop auf dem über Nybyen thronenden Sarkofagen begann das Abenteuer mit einem steilen Abstieg in das Gletscherinnere. Eine Vielzahl der in den Vorlesungen besprochenen Prozesse waren bereits in der ersten größeren Höhle sichtbar, und es bot sich die Möglichkeit, das Erlernte sogleich an Techniker und Meeresbiologen weiter zu geben. Wir folgten dem Schmelzwasserkanal teils aufrecht, teils kriechend, für weitere 20 Minuten, ständig begeitet von einer Vielzahl an sich abwechselnden Schichten von Gletschereis, wiedergefrorenen Wasser und in das Eis eingeschlossene Sedimenten. Eindringendes Schmelzwasser verziert die Kanäle mit Vorhängen aus Eiszapfen und in der feuchten Luft der Eishöhle bilden sich an den Wänden Kristalle wie aus dem Lehrbuch. Nach der Rückkehr in den größeren Höhlenteil gab es vor der Abfahrt nach Nybyen noch eine gesellige Stärkung. Nach einem weiteren Abend voller Theorie konnten wir am Montag die noch ausstehende Exkursion durchführen. Zwar ging es aufgrund der Sichtverhältnisse mit den Scootern nicht über die Eiskappe, aber wir konnten im Zungenbereich des Rabotbreen mächtige Moränensequenzen bewundern. Da in diesem Winter der Tempelfjorden nicht zugefroren ist, konnten wir die kalbende Front des Tunabreen nur aus der Ferne betrachten. Dies allerdings von dem bezaubernden Platz des Fredheim direkt am Fjord. 
Heute ging es nun mit den Ski zum Examen, und den After-Examen-Krapfen hatten wir uns wirklich verdient.













The last days were characterized by the preparation for the exam. Beside learning the theory, lessons had to be learned in the field, and so I took a glimpse on the reality at the Larsbreen ice cave. After climbing the Sarkofagen and crossing the glacier to the ice cave, a steep descent led to the englacial channel system. In a first big cave a lot of the typically features were obvious. Further we followed a melt water channel for about 20 minutes, sometimes walking, sometimes crawling. Sequences of horizontal layers of glacier ice, refrozen water and icebound sediments could be seen along the walls and showed the evolvement of the channel. Meltwater penetrating the channel was frozen into magic icicles and charming ice crystals were built up within the humid air of the ice cave. After a cosy snack in the big cave we had a nice skiing down to Nybyen. After one more evening of theory we could go for our fourth field trip. Due to the cloudiness we could not cross the ice cap towards Van Postbreen, but we could see the amazing sequences of moraines at Rabotbreen. Because there is no sea ice on Tempelfjorden this year, we could observe the huge calving front of Tunabreen only of distance, but from the beautiful place of Fredheim.
Today I went by ski to a exam for the first time, and we've really had deserved the after-exam-doughnut.

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